Ein sanfter Weg der Erkenntnis
Hast du jemals beobachtet, wie sich das Licht der Sonne durch die vielfarbigen Glasfenster einer
Kathedrale in farbige Facetten verwandelt?
Dieser Moment, wenn der Lichtstrahl farbige Flächen an die steinernen Wände zaubert, die umherwandern sowie die Sonne weiterwandert.
Vor vielen Jahren hatte ich das Glück in der Kathedrale von Palma dieses Spiel des Lichts zu erleben. Es war magisch. Der riesige sakrale Raum stand mir an diesem Vormittag ganz allein zur Verfügung als das Licht der Sonne durch das bunte Rosettenfenster fiel.
Fasziniert von der Schönheit dieses Lichtspiels stand ich fast regungslos in der Mitte des großen Kirchenschiffs als mich ein farbiger Lichtstrahl wie ein Regenbogen traf und mich einhüllte.
„Das Licht verbindet alles“ waren die Worte, die ich in meinem Kopf hörte. Ein Strom unendlicher Liebe und Güte durchflutete meinen Körper. Leise Tränen des Erkennens füllten meine Augen. Zitternd suchte ich mir einen Platz in den Kirchenbänken um diesem Erleben nachzuspüren. Die farbigen Facetten bildeten sich nicht nur auf den Wänden und Säulen der Kathedrale ab, sondern auch auf meiner Kleidung. Sie wirkten auf mich wie kleine Spiegel, die im Wechsel mit den verschiedenen Farben tanzten. Der heilige Raum war ihr Ballsaal. Ein tiefe Freude stieg in mir auf. Es war die Göttin, die dem hellen Licht der Erkenntnis ihren vielfarbigen Schleier entgegenhielt um mir die Schönheit und den Facettenreichtum des menschlichen Lebens zu zeigen. Was für einen wunderbaren Erkenntnisweg zeigte sie mir hier.
Einen Weg losgelöst von der Idealisierung des Lichts und der Transzendenz. Ich habe dem Erleuchtungsbegehren von Menschen immer skeptisch gegenüber gestanden. Verdrängten sie in meinen Augen die Heiligkeit des Lebens. Trotzig dachte ich oft: „Alles ist heilig“ auch das Leben. Der Gedanke an Erleuchtung konfrontierte mich in einer Weise mit meinem Menschsein indem ich stets fühlte, dass ich nicht gut genug bin, dass ich falsch bin in dieser Welt. Ich vermisste die liebevolle Annahme meiner Körperlichkeit, meiner Gefühle, meiner Ängste, ja meines ganzen Seins.
Ausgerechnet hier in dieser christlichen Kathedrale umarmte mich das Licht in seiner schönsten Farbigkeit. Ich durfte erleben, wie sich durch den Schleier der Göttin das Licht der Sonne in vielfarbige Facetten aufspaltete. In jeder farbigen Facette ist das Licht der Erkenntnis vorhanden, ebenso wie die Liebe und Weisheit des Lebens. Diese Erkenntnis vibrierte in meinen Zellen.
Zum ersten Mal betrachtete ich die Farben der Erde durch ihre Augen und ich fühlte mich geborgen und sicher. Ein tiefes Ja zu meinem Leben auf der Erde mit allen was es mir anbietet erfüllt seitdem mein Herz. Die Göttin der Weisheit zeigte mir einen sanften Weg des Erwachens, den ich euch durch den Spiegel der Farben weitergebe.
Foto und Text:
© Doris Popinga

Mein Körper
Kelch für das Wasser des Lebens
Mein Becken hält die Tiefen
Still und geheimnisvoll
Seerosen holen ihre Schönheit
aus dem Schlamm
Mein Atem ist der Wind
der sanft die Wasser bewegt und
leise die Blätter der Weiden sprechen lässt
Atem du zarter Hauch
nach dem mein Körper sich sehnt
wenn das Feuer von Shakti
sich durch meine
Knochen brennt
reinigend
den Sturm des Atems fordernd
Die Erde
Sie hält mich
Sie trägt mich
Ich lasse mich fallen
in ihr warmes Herz
Ich muss nichts tun
Der Stein aus Fels
trotzend
dem Wasser, dem Wind, dem Feuer
zerfällt
ausgespuckt von der Lava des
Wandels
Feuer und Wasser
Heilige Hochzeit der
Elemente
Alles wird Neu
Nicht ich bewege
Ich werde bewegt
Die Göttin in ihrem Erschaffen
Sie nimmt
was sie gibt
© Doris Popinga